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17.11.2014, 21:58 Uhr
Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag - Ansprache von Tim Küsters
Anlässlich des Volkstrauertages hat auch in diesem Jahr die traditionelle Gedenkveranstaltung der Angermunder Kirchen, Institutionen und Vereine stattgefunden. Der Vorsitzende der CDU -Angermund, Tim A. Küsters, hat eine Ansprache gehalten, die hier nachgelesen werden kann:


 

 Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe junge Freunde,
an diesem Novembermorgen haben wir uns als Bevölkerung von Angermund und Vertreter der Kirchengemeinden, Vereine und Institutionen zusammengefunden. Wir stehen hier am Volkstrauertag, um den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft aller Nationen zu gedenken.

Eine jüdische Weisheit besagt: "(…) das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung." Deshalb ist es auch 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und 75 Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wichtig und richtig, dass wir zur Erinnerung zusammenkommen.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir auf dem europäischen Kontinent wieder kriegerische Auseinandersetzungen mit zivilen Opfern haben. Der Abschuss einer Passagiermaschine eines unbeteiligten Drittstaates, ist der Tiefpunkt einer von Frieden geprägten Zeit in Europa.

Welche Botschaften gehen von den Gräbern der Soldaten aus?
Vielleicht sind es diese drei: Treue, Mut und Bereitschaft
Keine Angst, ich stimme hier kein Loblied auf „Helden“ an.

Der Krieg kennt nur Opfer: Tote, Verstümmelte, Traumatisierte und Flüchtlinge, heimatlos gewordene. Die sogenannten Kriegshelden haben sich schon lange hier eingereiht. Auch sie sind Opfer! Setzen wir ein Zeichen gegen den Krieg zeigen wir unsere Solidarität mit den Opfern.

Zurück zu den Botschaften:

Wieso Treue? Treue als Gegenbegriff zum blinden Gehorsam, den Soldaten aller Zeiten ausübten. Der blinde Gehorsam gegenüber dem Kaiser, gegenüber Hitler und seinem Naziregime und auch gegenüber dem längsten Unrechtsregime auf deutschem Boden, der DDR. Auch die 138 Opfer der Mauer deren Fall vor 25 Jahren wir in diesen Tagen gedenken, haben diese Botschaft an uns.
Treue also wozu? Treue zu Bündnispartnern. Weil wir uns darauf verlassen können, dass sie den Frieden in Europa mit uns sichern. Treue zur Verfassung. Aber eine Treue aus Überzeugung zu den Werten und Verantwortung vor Gott und den Menschen. Treue zum Völkerrecht. Das heißt, dass wir nicht schweigen wenn Recht gebrochen wird. Beispielweise, wenn Russland in der Ostukraine das Völkerrecht bricht.
Treue am Ende aber auch untereinander. Dass wir uns gemeinsam in unserer Würde anerkennen und stärken.
Treue, Mut, Bereitschaft
Wieso Mut? Mut als Gegenbegriff zur Zumutung. 
Mut zur Offenheit und zur Annahme von Menschen.
50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Alle zehn Minuten wird ein staatenloses Baby geboren. Allein in Düsseldorf leben 140 Kinder, die ohne ihre Eltern als Flüchtlinge hier angekommen sind.

Mut drückt sich ganz praktisch aus. Deutschland nimmt Flüchtlinge aus den Krisenherden dieser Welt auf. Mitmenschen aus Syrien, aus der Ukraine und aus dem Nordirak. Es ist ein deutsches Wunder: Noch nie war die Hilfsbereitschaft so groß. In eben dem Land, in dem vor gut zwanzig Jahren die Flüchtlingsheime in Solingen brannten. In eben diesem Land wächst eine anrührende Solidarität mit Flüchtlingen. Deutschland hat sich gewandelt. Die Menschen sehen tagtäglich die grausigen Bilder aus Syrien und dem Nordirak, sie sehen die entsetzlichen Bilder aus Lampedusa und dem Mittelmeer.

Das Elend der Flüchtlinge ist so nahe gerückt - und es fasst so viele Deutsche ans Herz. Und weil das so ist, fassen sie sich an den Kopf, dass eines der reichsten Länder der Erde und eine der besten Bürokratien der Welt nicht in der Lage sein soll, sich um zwei-, dreihunderttausend Flüchtlinge gut und fürsorglich zu kümmern. Es ist beschämend, wenn Bilder von verprügelten und erniedrigten Flüchtlingen aus Aufnahmeheimen um die Welt gehen.

Was bedeutet Mut konkret? Neben der Bereitschaft zu spenden, brauchen wir auch eine geistige Offenheit für die Flüchtlinge. 
Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz sagte in der Debatte um den 25. Jahrestag des Mauerfalls vor zehn Tagen: „Es gibt viele Dinge, die wichtig sind für Menschen, Unterkunft, Wärme, Essen, die man aber in jedem Gefängnis zur Verfügung stellen kann. Ohne Freiheit und Würde sind alle diese Dinge nichts!“ Klar, es ging ihm darum, den Unrechtsstaat der DDR zu entlarven. Aber übertragbar ist dieser Gedanke auch auf die Situation von Flüchtlingen.

Denken Sie einmal nach: wie oft haben Sie den Begriff „Zumutung“ im Zusammenhang mit der Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge gehört? Ist das nicht entwürdigend? Machen wir es uns auf unserem Wohlstandsross nicht viel zu oft sehr bequem? 
Ja, viele Menschen kommen nach Deutschland, um hier Asyl, das heißt Schutz, zu finden. In Bezug auf die Einwohnerzahl, steht Deutschland in Europa bei den Flüchtlingen jedoch nur an vierter Stelle. Schweden, Luxemburg und Malta nehmen mehr Flüchtlinge im Vergleich zur Einwohnerzahl auf.

Asyl ist ein Instrument des Friedens. Wir Deutschen haben allein im 20. Jahrhundert während Krieg und Nazidiktatur von der Aufnahmebereitschaft anderer Staaten profitiert. Zehntausende Deutsche flüchteten in den 1930er Jahren vor den Verbrechen der Nazis und deutscher Mitbürger. Alleine 10.000 jüdische Kinder flohen nach Großbritannien und Skandinavien. 
Vergessen wir aber nicht unsere Leistung Flüchtlinge aufzunehmen. Flüchtlinge aus Schlesien und Pommern haben wir nach dem Krieg selbst aufgenommen und das in einer Zeit, in der die Menschen zwischen den Trümmern Not litten.

Haben wir den Mut den Flüchtlingen heute eine würdevolle Aufnahme in unserem Land zu geben.

Treue, Mut und Bereitschaft.
Wieso Bereitschaft? Bereitschaft als Gegenbegriff zur Unwilligkeit die Augen für Ungerechtigkeit zu öffnen. Soldaten, aber auch Zivilisten gingen mit Scheuklappen durch die Welt und wollten das Leid der Menschen nicht sehen. Im Krieg vergaßen Menschen aller Zeiten die Bedingungen menschlichen Miteinanders. Es wurde verstümmelt, vergewaltigt und geraubt. Die Gewalt der Nazis fand nicht nur weit weg in den Konzentrationslagern statt. Sie war präsent, mitten in den Städten und dies nicht nur in der Pogromnacht vom 09. November 1938.

Die feigen Mauerschüsse und Folterungen der SED-Diktatur waren auch kein Geheimnis. Es fehlte jedoch oft an Bereitschaft diese zu sehen und den Mund aufzumachen. Oder es war einfach zu gefährlich, da Menschen selbst mit dem Tod oder schweren Repressalien rechnen mussten.
Deshalb ist die Botschaft dieser Soldatengräber: Seid bereit für die Werte des Grundgesetzes, des Völkerrechtes und des jüdisch-christlichen Erbes einzutreten. Oder, um es mit den Worten von Bundespräsident Roman Herzog zu sagen: „Wenn wir den Anfängen wehren wollen, müssen wir unablässig wachsam sein.“

Das beginnt damit, dass es wieder selbstverständlich wird an Wahlen teilzunehmen. Es geht aber noch viel weiter. Wir müssen bereit sein an einer friedlichen Gesellschaft mitzuarbeiten. Das bedeutet auch, dass wir Soldaten nicht beschimpfen, die auf der Grundlage des Grundgesetzes und des Völkerrechts für den Frieden kämpfen. Die viel gescholtene Bundeswehr hat in Afghanistan, im Sudan und im Kosovo das Völkerrecht durchgesetzt, Minderheiten geschützt und kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommene Völkermorde an Minderheiten beendet und verhindert. Das sind unbequeme Wahrheiten. Ohne die Einsätze der Vereinten Nationen wären hier noch zehntausende mehr Menschen ermordet worden.

Ein guter Demokrat hinterfragt die Gesellschaft und die Regierenden. Bundespräsident Roman Herzog sagte dies in seiner Rede „Freiheit des Geistes“ so: „es braucht den Mut echte Fragen zu stellen.“ „Wo keine Fragen gestellt werden, wird nichts wirklich Neues entstehen, da erstarren die gesellschaftlichen Verhältnisse. Wer auf die Fragen verzichtet, der hat im Grunde auch auf neue Lösungen schon verzichtet.“ Stellen wir doch die Frage, warum immer mehr Menschen auf extremistische Rattenfänger hereinfallen. Warum Menschen sich radikalisieren und Straßenkämpfe am helllichten Tag in Köln und anderswo austragen. Sind das nur harmlose Chaoten? Oder sind das nicht vielmehr Feinde unserer Demokratie?

Wir sollten öfter friedlichen, aber deutlichen Widerstand gegen diese Menschen üben! Bekennen wir uns zu unserem christlich-jüdischen Erbe und zu einer toleranten und offenen Gesellschaft. 
Wir sind keine Gesellschaft von Ausgrenzern und Stammtischproleten. Wir wollen, dass in Deutschland unsere Werte eingehalten werden, die ihren Ausdruck in unserem Grundgesetz und den Gesetzen findet. Bei uns ist willkommen, wer mit uns an einem friedlichen Europa der Vielfalt mitbauen will. 
Welche Botschaft haben die Gräber von Soldaten für uns?
Sieger? Gibt es nicht! Tod, Verstümmelung, Traumata und das Elend der Überlebenden sind die Früchte des Krieges. Überall. Lassen Sie uns als wichtigste Botschaft dieser Gräber eine Bitte mitnehmen, die Franz von Assisi so formulierte: Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens.

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